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  • AutorenbildChristoph Meyer

Viele Köche verderben...


Es ist kein Geheimnis, dass ein langfristig geplanter Trainingsaufbau für den späteren Erfolg eines jungen Spielers entscheidend ist. Um ein gesetztes Endziel erreichen zu können, bedarf es einer Planung mit kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen Etappenzielen, unabhängig davon, ob das Endziel der Profisport oder vielleicht ein mittleres Spielniveau auf regionaler Ebene ist. Die Erreichung des Zieles hängt in der Regel davon ab, ob es einen Plan gibt oder nicht. Willkür und Zufall im Trainingsalltag führen nicht zu den gesetzten Zielen.

Mit diesem Wissen erscheint es eigentlich logisch, dass die Erstellung und Durchführung des entsprechenden Plans in den Händen eines Trainers oder eines gut organisierten Betreuerteams liegen muss. Je höher das gesteckte Ziel ist, desto wichtiger ist es, dass das gesamte Umfeld des Spielers den Plan kennt und an der Umsetzung mitarbeitet. Interessant ist aber, dass - wenn man sich die leistungsorientierten Kinder und Jugendlichen in den Clubs ansieht - nur bei den Wenigsten diese Grundvoraussetzungen überhaupt theoretisch umgesetzt werden könnten, da sie pro Woche bei mehreren unterschiedlichen Trainern spielen. Da ist der Clubtrainer, der Bezirkstrainer, manchmal noch ein Verbandstrainer und noch ein weiterer Privattrainer. Die Spieler haben also durchaus ein sehr beachtliches Trainingspensum, die Eltern investieren sehr viel Geld, aber ein strukturierter, geplanter Trainingsaufbau ist so eindeutig nicht möglich. Die Spieler werden vielleicht recht gute Tennisspieler, aber das eigentliche Potential kann so bei weitem nicht ausgeschöpft werden.

 

Jeder Trainer hat ein unterschiedliches Trainingskonzept, eine etwas andere Philosophie, eine andere Ansprache. Selbst wenn Trainer sich untereinander gut absprechen, wird es immer Unterschiede geben. Aus irgendeinem Grund vertraut der Spieler Trainer A mehr als Trainer B, selbst wenn diese an einem Strang ziehen und ihre Arbeit absprechen. Die Wirkung der Trainingseinheiten bei Trainer B werden geringer sein als bei Trainer A.

Wenn die Trainer dann sogar vielleicht nicht die gleichen Überzeugungen haben, wird es noch komplizierter. Der Spieler wird durch die unterschiedlichen Sichtweisen verwirrt und weiß nicht mehr, was er glauben soll. Manchmal geht es gar nicht darum, welcher Trainer vielleicht Recht hat oder besser ist, sondern wem der Spieler mehr vertraut. Mit diesem Trainer wird er am Ende erfolgreicher sein.

Ein Spieler sollte demnach maximal zwei Trainer haben. Das ist zum einen der Heimtrainer, bei dem alle Fäden zusammenlaufen sollten, der den Plan für den Spieler erstellt und die Etappenziele überprüft. Als zweiten Trainer kann es dann noch einen Bezirks- oder Verbandstrainer geben, aber auch wenn diese beiden Trainer sich absprechen, muss klar sein, dass der Bezirks- oder Verbandstrainer mit einer Gruppe von mehreren Spielern auf dem Platz arbeitet und somit nicht exakt nach dem Plan eines jeden einzelnen Spielers agieren kann. Vielleicht ist auch das ein Grund, weshalb aus dem deutschen Fördersystem heraus so selten wirklich gute Spieler entstehen. In einer Akademie beispielsweise kann viel klarer nach einem bestimmten Plan gearbeitet werden, weil es eben keine weiteren Trainer gibt.

 

Viele leistungsorientierte Jugendliche wechseln z.B. nahezu jährlich den Club, um in einer höheren Liga spielen zu können. Ein Clubwechsel bedeutet in der Regel auch immer einen Trainerwechsel. Dass in diesen Fällen nicht immer an einem langfristigen Plan aus einer Hand gearbeitet werden kann, ist klar. Der kurzfristige Erfolg wird so über den langfristigen gestellt und führt dazu, dass das eigentlich vorhandene Potential später nicht ausgeschöpft werden kann.

Tenniseltern sollten also daran denken: Manchmal ist weniger mehr und viele Köche verderben den Brei...

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