In der Entwicklung junger Spielerinnen und Spieler wird viel zu häufig auf Ergebnisse geachtet. Kinder werden anhand von Sieg oder Niederlage bewertet, dabei stehen sie noch ganz am Anfang ihres jungen Tennislebens und haben noch gar nicht das gesamte technische Rüstzeug erhalten, das ein erfolgreiches Tennisspiel benötigt. Oftmals wollen Eltern und Betreuer an der mangelhaften taktischen Finesse arbeiten und mit bestimmten Strategien Gegner XY schlagen. Doch macht eine taktische Ausrichtung Sinn, wenn nur ein Bruchteil der technischen Möglichkeiten ausgebildet sind, die man für die Umsetzung einer noch gar nicht mal sehr komplexen Taktik benötigt?
Genauso wie Ergebnisse sollte auch die Taktik in den jungen Jahren eines Tennisspielers im Hintergrund stehen. Natürlich kann man ein gutes Kind zu vielen Siegen führen, wenn man es den Gegner mit langen hohen Bällen weit hinter die Grundlinie treiben lässt, doch ist das zielführend für die langfristige Entwicklung? Hat das viel mit dem Tennis zu tun, was im späteren Alter auf hohem Niveau gespielt wird? Sicher nicht! Wieso sollte man also Zeit in die Umsetzung und Optimierung einer Taktik investieren, die später überhaupt nicht von Erfolg gekrönt sein kann, und gleichzeitig die technische Ausbildung vernachlässigen, die für das Tennis auf hohem Niveau benötigt wird? An Sieger im Alter unter 12 Jahren erinnert sich später niemand mehr...

In den ersten Jahren eines Tennislebens ist es also die Aufgabe, die Kinder mit dem technischen Rüstzeug auszustatten, das sie im Hochleistungsalter auf hohem Niveau brauchen, um bestehen zu können. Das bedeutet, dass man ihnen Waffen antrainieren muss. Einen starken Aufschlag oder eine hart geschwungene Vorhand zum Beispiel. Bis sie solche Waffen mit einer hohen Quote beherrschen, machen sie ganz natürlich viele Fehler und verlieren auch viele Matches gegen andere Kinder, die sie mit einem Sicherheitstennis inklusive der verbreiteten "Mondbälle" schlagen würden. Das spielt aber keine Rolle. Eltern und Betreuer dürfen nicht zugunsten von Siegen an dieser technischen Ausbildung sparen.
Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass Ergebnisse komplett unwichtig sind. In diesem Alter muss trotzdem darauf geachtet werden, dass das Kind immer versucht zu gewinnen. Die Einstellung muss immer stimmen. Es darf einfach nur nicht eine der langfristigen Entwicklung entgegenstehende taktische Ausrichtung zugunsten des kurzfristigen Erfolgs ausgewählt werden. Es ist also in dieser Phase besser, wenn das Kind mit wehenden Fahnen untergeht, als wenn es mit technisch schlechten, aber sicheren Schlägen die Sieg holt.
Es ist für Eltern, Betreuer und Kinder schwierig, diesen Weg durchzuhalten und sich von den Meinungen und Wertungen von außen nicht beeinflussen zu lassen. Genau von diesen äußeren Einflüssen muss man sich aber befreien. Es gibt einen klaren langfristigen Plan. Jede Abweichung von diesem Plan zugunsten kurzfristiger Erfolge gefährdet das Endergebnis. Je disziplinierter der eingeschlagene Weg aber in Training und Wettkampf verfolgt wird, desto schneller stellen sich dann aber auch die dann beruhigenden Erfolge ein.